Details

Einreise in die USA
ESTA oder Besuchervisum?

Elektronische Einreisegenehmigung oder Besuchervisum, beides hat Vor- und Nachteile. Ein Erfahrungsbericht.

 
Dass die Vereinigten Staaten von Amerika ein recht strenges Einreisereglement haben, ist gemeinhin bekannt.

Für Bürgerinnen und Bürger der EU gibt es mit dem System der elektronischen Einreisegenehmigung (ESTA) einen recht einfachen Weg, die Erlaubnis zur Einreise zu erhalten. Die ESTA gilt für zwei Jahre und kann somit mehrfach genutzt werden. Übrigens ist auch dann eine ESTA notwendig, wenn man in den USA nur im Transit bleibt!

Die Beantragung läuft recht unkompliziert über ein Onlinesystem. Englischkenntnisse sind allerdings Voraussetzung, da der Fragebogen doch recht umfangreich ist. Hat man dann die Bearbeitungsgebühr per Kreditkarte bezahlt, heißt es warten. In den meisten Fällen erfolgt die Genehmigung der ESTA innerhalb von ein bis zwei Tagen, manchmal sogar noch schneller. Es kann aber auch vorkommen, dass der Antrag abgelehnt wird. Die Behörden lassen sich hier jedoch nicht in die Karten schauen, sodass über den Grund nur spekuliert werden kann. Oft liegt es an vorherigen Reisen in Länder, die auf der schwarzen Liste der USA stehen. Auch das beliebte Urlaubsziel Kuba steht darauf und eine Reise dorthin vor dem US-Aufenthalt führt zur Ablehnung.
In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass bei der Einreise die ESTA widerrufen und die Einreise verweigert wird, vor allem, wenn im Pass Stempel von bestimmten Ländern auffallen.

Aber auch wenn ein ESTA-Antrag nicht genehmigt wird, ist die Einreise in die Vereinigten Staaten von Amerika nicht ausgeschlossen - es wird lediglich ein Besuchervisum benötigt. Auch für Vielreisende wie mich kann es sinnvoll sein, auf eine ESTA zu verzichten und gleich ein Visum zu beantragen. Dieser Prozess ist zwar aufwändiger und auch teurer, dafür hat man, wurde der Antrag genehmigt, ein Visum mit einer Gültigkeitsdauer von
10 Jahren. 

Das Besuchervisum gibt es in zwei Ausführungen, die auch in Kombination beantragt werden können. B1 berechtigt zu befristeten, geschäftlichen Aufenthalten (Business Travel), die Kategorie B2 ist für Aufenthalte zum Zwecke der Erholung oder medizinischer Versorgung (Leisure Travel) bestimmt. In meinem Fall war die Beantragung beider Kategorien B1/B2 notwendig, da ich auch zu Inforeisen, also beruflich, in die USA einreise.

Der erste, große Brocken ist das Formular DS-160, welches online auszufüllen ist. Zudem ist ein biometrisches Passbild hochzuladen. Der Fragenkatalog ist sehr umfangreich und verlangt nicht nur Angaben zu den Eltern, den familiären und beruflichen Verhälnissen, sondern auch Angaben, in welchen Ländern man in den vergangenen fünf Jahren war. Natürlich werden auch noch alle E-Mail-Adressen und Social-Media-Konten abgefragt. Fakt ist schließlich, dass man von den US-Behörden sehr genau durchleuchtet wird.
Wichtig bei allen Angaben ist, unbedingt ehrlich und vollständig zu antworten. Man kann nie wissen, welche Informationen auf den Servern der Behörden gespeichert sind und bei der Analyse der Antragsdaten abgeglichen werden.
Man braucht den umfangreichen Fragebogen auch nicht an einem Stück auszufüllen. Es ist jederzeit ein Zwischenspeichern möglich, sodass man die Bearbeitung auch über einen längeren Zeitraum vornehmen kann. Am Ende, wenn alles ausgefüllt ist, versendet man ihn dann.
Ganz wichtig: genau lesen, welche Bestätigungsseiten unbedingt gespeichert/gedruckt werden müssen. Ausdrucke benötigt man später zwingend. Die Bestätigungsseite des Formulars DS-160 mit dem Barcode ist dabei am wichtigsten, da dieser zwingend für den Check-in zum Interview benötigt wird!

Wurde der Antrag gesendet kann man über eine weitere Maske die Zahlung der Antragsgebühr, die per Kreditkarte beglichen wird. Wie bei der ESTA, wird das Geld nicht erstattet, sollte der Visumsantrag abgelehnt werden.

Ist dies erledigt kann man die Vertretung - in meinem Fall war es das Generalkonsulat in Frankfurt am Main - auswählen und in einem Kalender nach einem Termin für das Interview suchen. Ja, richtig gelesen, man muss vor Ort vorsprechen. Natürlich erfolgt die Kommunikation hier auf Englisch, Schulenglischkenntnisse sind jedoch völlig ausreichend.

Bei mir, im März 2024, war die Wartezeit bis zum nächsten, freien Termin knappe vier Wochen. Es kann aber durchaus auch länger dauern, weshalb eine frühzeitige Planung sinnvoll und wichtig ist.

Im April 2024 war es dann soweit. Mein Intervietermin um 8.15 Uhr stand an. Ich war ca. 15 Minuten vorher am Konsulat und wurde von einem Beamten in die Warteschlange eingereiht. Man tut gut daran, möglichst nur eine kleine Tasche mitzunehmen, da die Liste der nicht erlaubten Dinge recht umfangreich ist. Auf der Website stand, dass die Mitnahme von Smartphones, Smartwatches etc. nicht erlaubt ist. Vor Ort stellte sich dann heraus, dass sie lediglich darauf bestanden, dass die Geräte vor Betreten des Gebäudes komplett ausgeschaltet sein mussten.
Nach einem ersten Check-in an Außenschaltern, an dem meine DS-160-Bestätigung gescannt und mein Reisepass mit einem Barcode-Aufkleber und einem "Ticket" beklebt wurde, ging es dann durch die Sicherheitskontrolle. Der Ablauf ist nicht anders als an Flughäfen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konsulats waren ausgesprochen freundlich, sodass die Bürokratie gar nicht so schlimm erschien.

Nach dem Sicherheitscheck ging es dann zum nächsten Gebäude zum Schlangestehen. An den nächsten Schaltern wurde der Reisepassaufkleber gescannt und von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (zu meiner Überraschung großteils deutschsprachig) kurz die Unterlagen für die nächsten Schritte vorgecheckt. In meinem Fall dauerte es nur eine Minute, bis ich zum nächsten Schalter geschickt wurde. Für andere Visatypen wird dort ggf. noch ein Passfoto erbeten oder ähnliches.

Am nächsten Schalter wurden dann die Fingerabdrücke beider Hände abgenommen. Dies geschieht mittels Scanner in drei Zügen - linke Hand, rechte Hand, beide Daumen - innerhalb von ein bis zwei Minuten.

Weiter zur nächsten Schlange - die mit der längsten Wartezeit. Steht man nämlich hier an, hat man den größten Teil der Prozedur schon hinter sich und wartet auf sein Interview. Je nach Einzelfall kann es schnell gehen oder länger dauern. Ich hatte Glück und nur wenige "schwierige" Fälle, die lange einen Schalter blockierten, vor mir.  Auch hier fiel auf, dass alle Beamtinnen und Beamten sehr freundlich und nett mit den Personen vor den Schaltern umgingen. Ein großes Plus, denn bei einigen Personen, die vor mir an der Reihe waren,  war schon eine gewisse Nervosität bemerkbar.

Mein Interview dauerte weniger als fünf Minuten. Die freundliche Beamtin stellte nur wenige Fragen - Warum ich in die USA einreisen möchte. Wie lange ich bei einem Aufenthalt bleiben werde. Warum ich ein Visum anstatt einer ESTA gewählt habe. - tippte ein paar Worte in ihren Computer und teilte mir dann lächelnd mit, dass ich innerhalb einer Woche meinen Reisepass samt Visum abholen könne. Mir wurden, aufgrund meiner Angaben im Antrag und der Beantwortung der Fragen, auch beide gewünschten Kategorien - B1/B2 - bewilligt.

Nach ungefähr anderthalb Stunden war ich dann schon wieder auf dem Rückweg. Allerdings sollte man sicherheitshalber mehr Zeit einplanen. Die Schlange hinter mir in der Interview-Reihe wuchs immer stärker an, sodass hier vermutlich eher zwei bis drei Stunden Gesamtzeit pro Person anfielen.

Ich hatte mich bei der Antragsstellung dafür entschieden, den Reisepass an einem Abholpunkt (in meinem Fall "Mailboxes etc." in Frankfurt) abzuholen. Man kann ihn sich auch, gegen nicht gerade günstige Gebühr, versichert nach Hause schicken lassen.
Überrascht war ich schon, dass ich bereits zwei Tage später die Abhol-E-Mail erhielt, die mir mitteilte, dass ich ab dem darauffolgenden Tag mein Reisedokument wieder im Empfang nehmen könne. Und so war es dann auch: Montagsmorgens war mein Interview, Donnerstag hatte ich meinen Reisepass samt Visum wieder in den Händen.

Auch wenn der bürokratische und zeitliche Aufwand für die Visumsbeantragung recht hoch ist, kann ich es nur empfehlen, wenn man öfters in die USA zu reisen gedenkt oder der ESTA-Antrag abgelehnt wurde.

In der Beratung zu USA-Reisen bespreche ich mit der Kundschaft immer gleich zu Beginn das Thema Einreise und bitte darum, sofern nicht bereits eine ESTA oder ein Visum bei allen Reisenden vorhanden ist, vor der finalen Reisebuchung die Beantragung durchzuführen. Es kann fatal sein, wenn man sich zu spät um die ESTA kümmert. Wird diese dann abgelehnt ist evtl. die Zeit bis zur Abreise zu knapp, um ein Visum zu beantragen, erteilt zu bekommen und den Reisepass dann auch wieder in Empfang zu nehmen.

© Michael Luh, SIGHTLIVING e.K., 2024 - Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung.

Der guten Ordnung halber sei ausdrücklich erwähnt, dass es sich bei den vorstehenden Informationen um eine Beschreibung des Ablaufs meiner eigenen Visumsbeantragung handelt. Änderungen an den Formularen, Prozessen und/oder Regularien für das Interview können jederzeit erfolgen, sodass ich dringend dazu rate, die aktuellen Informationen auf der Website der US-Einwanderungsbehörde genau zu lesen. Auch die Tatsache, dass bei meinem Termin die Mitnahme ausgeschalteter Smartphones und Smartwatches ins Gebäude des US-Generalkonsulats Frankfurt am Main zugelassen war, bedeutet nicht, dass dies immer so ist oder auch für andere Standorte gilt.
Sie können nun Ihre unverbindliche Anfrage übermitteln.
Wir senden Ihnen gerne entsprechende Informationen zu den von Ihnen angefragten Daten.
(*) Pflichtfelder

Die von Ihnen übermittelten Daten speichern und verwenden wir ausschließlich für den Zweck, für den Ihre Angabe erfolgte. Bitte beachten Sie auch unsere Datenschutzerklärung.